Ich bin Traditionalist. - Na, liebe Leserinnen und Leser, spüren
Sie schon den Widerstand in Ihnen aufsteigen? Der böse Vorgängerpapst, Latein,
Weihrauch, Rücken zum Volk, das kann doch wohl nicht wahr sein! – Das kann nur
für diejenigen nicht wahr sein, die meinen, die katholische Kirche wäre vor 50
Jahren beim Zweiten Vatikanischen Konzil neu erfunden worden. Nun muss man ein
paar Dinge klarstellen, wenn man wissenschaftlich redlich bleiben und dem
Konzil kein Unrecht tun will: Das Konzil hat weder das Latein noch den Hochaltar
abgeschafft und übrigens feiern die ganzen Tradi-Gruppen in der Kirche die Liturgie
genau so, wie sie der selige Konzilspapst Johannes XXIII. (ja genau der mit dem
„Fenster öffnen“ in der Kirche) 1962 festgelegt hat. Nicht unbedingt mein Ding, ist aber trotzdem so. Und die blutarme nachkonziliare Liturgiereform hat ehrlicherweise mit der wunderbaren Liturgiekonstitution des Konzils selbst nicht mehr viel zu tun. Andererseits hat das Konzil auch nicht die Mantelalbe und die unerträglich wortreichen Einführungen und Überleitungen in der Messe eingeführt. Das alles wird heute nicht gern gehört.
Aber es stimmt ja nun auch, dass viele
Menschen Tradition als etwas Belastendes, Einengendes und Schwerfälliges
empfinden. Da ist natürlich auch etwas dran und hier muss der Traditionalist
fein unterscheiden: „Muffig“ heißt, alles ist per se gut, wenn es alt ist. Und
das ist natürlich Quatsch, es geht ja nicht um scheuklappenartige
Fortschrittsverweigerung oder um Denkverbote. Auch die Theologie muss, wenn sie mehr als auswendiggelerntes Katechismuswissen sein will, anschlußfähig an andere Wissenschaften sein und mit ihrer Unterstützung zu neuen Erkenntnissen und Bewertungen gelangen. Ja, das gilt dann auch für das Lehramt. Und dass es hier in einigen Dingen dringenden Reformbedarf gibt, steht völlig außer Frage.
Aber wenn mir heute nach 50 Jahren Konzil immer noch jemand vorschwärmt, man müsse endlich "neue Formen" finden, dann ist wohl gewaltig was schiefgelaufen. Zumindest fragt man sich, ob sich neben den Formen auch jemand um die Inhalte kümmert.
Nein, Tradition, also Überlieferung, ist das, was der heutige Tagesheilige Irenäus von Lyon so definiert: Zu glauben ist das, was in allen katholischen Gemeinden unvermindert und unverändert seit der Zeit der Apostel als christliche Lehre von einer Generation an die andere weitergegeben wird. „Wo die Kirche ist, da ist der Geist Gottes“, sagt Irenäus.
Aber wenn mir heute nach 50 Jahren Konzil immer noch jemand vorschwärmt, man müsse endlich "neue Formen" finden, dann ist wohl gewaltig was schiefgelaufen. Zumindest fragt man sich, ob sich neben den Formen auch jemand um die Inhalte kümmert.
Nein, Tradition, also Überlieferung, ist das, was der heutige Tagesheilige Irenäus von Lyon so definiert: Zu glauben ist das, was in allen katholischen Gemeinden unvermindert und unverändert seit der Zeit der Apostel als christliche Lehre von einer Generation an die andere weitergegeben wird. „Wo die Kirche ist, da ist der Geist Gottes“, sagt Irenäus.
Der positive Sinn von Tradition
bedeutet also, wie ein Baum aus seinen Wurzeln Kraft zu schöpfen, sich in etwas
beheimatet zu fühlen, sich einer Sache sicher sein zu können, am
Erfahrungsschatz anderer teilhaben zu können, nicht jeden Gedanken anstrengend
neu denken zu müssen. Für den Glauben ist es ganz wichtig, sich auf etwas
verlassen zu können. Als Christ darf ich darauf vertrauen, dass der Geist
Gottes in seiner Kirche wirkt, auch jetzt in schwierigen Zeiten und auch nicht
erst seit 50 Jahren. Gönnen Sie sich ein wenig Tradition, liebe Leserinnen und
Leser, Sie werden verblüfft feststellen, dass es das Leben leichter macht!